Frage:
Dresden: "Wilder Mann" - "Wilde Sau"?
devilredhair
2006-08-17 02:06:02 UTC
Weiß irgendwer worauf diese lustige Namensgebung beruht?
An alle eifrigen Mißbrauchsmelder: "Wilde Sau" ist ein Nebenfluß der Elbe, "Wilder Mann" ist eine Autobahnausfahrt, ich will nur wissen, wo die Namen herkommen und ob es dazu nette Geschichten gibt, OK?!
Zwei antworten:
000000
2006-08-17 03:39:43 UTC
Um 1600 begann die zunehmende Rodung der bewaldeten Hänge um Trachenberge (heitiger Stadtteil) zugunsten weiterer Rebflächen, die bis 1670 weitgehend abgeschlossen war. Neben dem Hellergut entstanden die “Baumwiese” auf Boxdorfer Flur sowie das Strobelsche Weingut als Mittelpunkt größerer Gutswirtschaften. An zwei Weingüter erinnern noch heute die Namen Wilder Mann und Hechtviertel.



Eines der ältesten Gebäude in Trachenberge ist das Weingut Wilder Mann an der Döbelner Straße 1680 wurde dieses Gut erstmals erwähnt und bildete zwischen 1722 und 1897 einen selbstständigen Gutsbezirk. Zu dessen Fluren gehörte auch ein früher Jeßnitz genannter Weinberg in der Nähe des St.-Pauli-Friedhofes, der um 1930 mit Wohnhäusern bebaut wurde. Weitere Weinberge, so der Taubesche Berg an der Kändlerstraße und der Friesensche Weinberg östlich der Drachenschlucht, wurden nach 1756 parzelliert und an Pieschener Häusler zur Nutzung abgegeben. Wenige Jahre zuvor hatte es hier im Juni 1753 noch ein großes Manöver der sächsischen Armee gegeben, an welchem u. a. Prinz Xaver mit seinem Stab teilnahm. Während des Siebenjährigen Krieges campierten österreichische Soldaten in den Weinbergen und richteten dabei schwere Verwüstungen an.



Das Weingut Wilder Mann entstand um 1680 an den Hängen der Hellerberge und verdankt seinen Namen vermutlich einem so benannten Weinberg. Der Sage nach soll das Areal nach Ende des Dreißigjährigen Krieges vom Kurfürsten an einen Einsiedler verschenkt worden sein, nachdem dieser dem Landesherren bei einem Raubüberfall das Leben gerettet hatte. An das Ereignis erinnerte seit 1710 ein Wirtshauszeichen über dem Eingang des Gaststättengebäudes.



Erster nachgewiesener Besitzer war der Dresdner Bürgermeister Philipp Strobel. Sein Schwiegersohn Lüder Hildebrand war Generaladjutant August des Starken. Ihm gelang es, das Gut erheblich zu vergrößern und am 18. Juni 1722 zu einem schriftsässigen Vorwerk erklären zu lassen. Das Freigut unterstand damit unmittelbar dem Landesherren, besaß die Ober- und Erbgerichtsbarkeit und bildete bis zur Eingemeindung Trachenberges 1897 einen eigenen Gutsbezirk. Nach Hildebrands Tod wechselten in kurzer Folge die Besitzer, unter denen bemerkenswert viele Frauen waren: Henriette von Benckendorff, Frau Obrist-Leutnantin von Leipziger, Frau Bergrätin Starke und Johanna Rosine von Zittwitz..



Bereits um 1690 existierte am Wilden Mann ein einfacher Bierschank mit dem bereits erwähnten Wirtshauszeichen über der Tür. 1773 wurde der Schankbetrieb von der Gutswirtschaft getrennt und in einen Neubau am Anstieg der Großenhainer Straße verlegt. Das Weingut selbst bestand bis 1883 an der Döbelner Straße. Nach dem von der Reblaus erzwungenen Ende des Weinbaus diente es noch bis 1934 als Wohnhaus und wurde dann wegen Baufälligkeit abgerissen. Heute erinnert eine Gedenktafel am Nachfolgebau Döbelner Straße 110 an dieses Gut.



Das am Elbtalhang gelegene Gebiet Trachenberge wurde erst um 1800 besiedelt. Bald schon war dieser Gartenbauort ein beliebtes Ausflugsziel der Dresdner. Ab 1890 siedelten sich vermögende Dresdner Bürger im Villenviertel am Wilden Mann an.



Die Trachenberge waren einst herrschaftlicher Wald, dann wurden sie als Weinberge genutzt, die Namen wie "Wilder Mann" und "Hecht's Weinberg" trugen. Der Förster August Hecht hatte hier um 1732 Parzellen an Pieschener Winzer verkauft. Der Name des Gasthofes "Zum Blauen Hecht" am Fuße des Steilanstieges der Radeburger Straße mag auf die Trinkgewohnheiten des alten Försters anspielen. (Der alte Gasthof musste der Zufahrtsstraße zur Autobahnauffahrt Dresden-Hellerau weichen.)



PS: außerdem gibt es in archaischer Festriten (keltisch-rätisch-etruskisch) am Winterende

einen Wilden Mann (Winter-Bezug, Winterdämon, ...) trägt Efeu - Attribut des Bacchus neben der Weinreben, was auf den Wein (Weingut) verweist .....



PS2: zur Wilden Sau kann ich auch nicht mehr sagen als mein Vorgänger mit Wikipedia
tomfighter_2000
2006-08-17 09:28:10 UTC
schau bitte in den links nach, da steht etwas dazu - ja ich weiss, es ist wiki, aber vielleicht ilft es dir weiter ;-)



ach ja, einen hab ich noch, das lexikon!


Dieser Inhalt wurde ursprünglich auf Y! Answers veröffentlicht, einer Q&A-Website, die 2021 eingestellt wurde.
Loading...